Fachtagung: Rechte in der „Mitte“?

Fachtagung: Rechte in der „Mitte“?

Demokratiegefährdung durch den radikalisierten Konservatismus
Fachtagung: Rechte in der „Mitte“?
Foto: ezra, MOBIT, IDZ, KomRex

Eine gemeinsame Veranstaltung von ezra, MOBIT, dem IDZ und dem KomRex.

18. Oktober 2023 | 8:30 – 17:30 Uhr | Zughafen Erfurt

Radikalisierter Konservatismus bezeichnet eine aktuelle politische Dynamik. In den vergangenen Jahren hat sich nicht nur international gezeigt, was passiert, wenn sich der politische Konservatismus radikalisiert: Vertreter*innen klassischer konservativer Parteien übernehmen zum Teil Sprachbilder und ideologische Elemente der radikalen Rechten und zielen mithilfe von Tabubrüchen darauf ab, demokratische Regeln zu brechen. Dabei verorten sie diese meist in der „Mitte“ der Gesellschaft, wodurch oft nicht wahrgenommen wird, dass die Hinwendung konservativer Parteien zu autoritärer, antiliberaler und populistischer Politik – besonders im Kontext des Erstarkens der radikalen Rechten – eine massive Bedrohung für eine offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft ist.

Der Fachtag greift dazu die zentrale Analyse der österreichischen Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl auf und möchte durch weitere Fachreferent*innen über Erscheinungsformen, (Gegen-)Strategien und Folgen dieser politischen Entwicklung aufklären und mit den Teilnehmenden ins Gespräch kommen.

Organisatorischer Hinweis

Anmeldung  bis zum 29. September bitte an: LZT_PF@tsk.thueringen

Sie erhalten eine Bestätigung, ob Sie an der Fortbildung teilnehmen können und sind erst dann zu der Tagung zugelassen. Fahrtkosten werden nicht erstattet. Eine Teilnehmergebühr wird nicht erhoben. Für die Verpflegung wird eine Pauschale in Höhe von 10 Euro fällig, die bar beim Catering am Tagungstag zu entrichten ist.

 

Programm

8:30 Uhr                       Anmeldung

9:15 Uhr                       Tagungsbeginn und Begrüßung

 

9:30 – 11:00 Uhr         Panel 1: Radikalisierter Konservatismus

Viele traditionsreiche Mitte-rechts-Parteien befinden sich im Niedergang oder zumindest in einer Zwickmühle: Sollen sie sich für progressive urbane Milieus öffnen? Oder lieber ihr konservatives Profil schärfen? Während Angela Merkel für das eine Modell steht, repräsentieren Politiker wie Donald Trump oder Sebastian Kurz das andere. Sie sind Vertreter eines radikalisierten Konservatismus.
Natascha Strobl analysiert ihre rhetorischen und politischen Strategien. Sie zeigt, wie sie Ressentiments bedienen, um ihre Anhängerschaft zu mobilisieren, oder eigene Narrative erschaffen, um »Message Control« auszuüben und Kritik als Fake News abzutun. Statt inhaltlicher Auseinandersetzung suchen sie die Konfrontation. In ihren eigenen Parteien reduzieren sie die Demokratie, setzen auf kleine Beraterzirkel und Personalisierung. Dabei greifen sie, so Strobl, immer wieder auch auf die Methoden rechtsradikaler Bewegungen und Organisationen zurück.

  • Natasha Strobl, Publizistin und Politikwissenschaftlerin

 

11:00 – 11:30 Uhr       Pause

11:30 – 13:00 Uhr       Panel 2: Thüringer Zustände

Die Herausforderungen für die Demokratie in Thüringen sind akut und verweisen gleichzeitig auf lange strukturelle Kontinuitäten. Die damit verbundene Forschung sowie begleitende Befunde sind vielfältig. Im Rahmen eines gemeinsamen Panels präsentieren das KomRex und das IDZ in drei kurzen Vorträgen ausgewählte Forschungsbefunde. Dabei liegt der Fokus auf demokratiegefährdenden Einstellungsmustern, Akteurskonstellationen, Strategien und Mobilisierungsdynamiken im Freistaat – gerade auch im Spannungsfeld „(rechts) der bürgerlichen Mitte“.

  • Dr. Anne Küppers, KomRex: Politische Kultur in Stadt und Land – Ergebnisse des Thüringen-Monitors 2022
  • Dr. Cynthia Freund-Möller, KomRex: Gefährdungen der demokratischen Kultur in Thüringen
  • Dr. Axel Salheiser, IDZ: Bürgerlich und überparteilich? (Ideologische) Mobilmachung in der gesellschaftlichen „Mitte“ Thüringens

 

13:00 – 14:00 Uhr        Mittagspause

14:00 – 15:30 Uhr        Panel 3: Konservatismus als notwendiges Bollwerk gegen Rechtsextremismus

Der echte Konservative ist ein Mensch des Maßes, der Skepsis und der Distanz, des gemeinwohlsensiblen Individualismus, nicht des Rudels. Er schätzt Tradition und sieht demütig seine Irrtumsanfälligkeit als Mensch.“ (Andreas Püttmann). Richtig verstandener Konservatismus grenzt sich ab gegen polarisierenden Rechtsextremismus, dessen völkischen Nationalismus und menschenverachtende Sprache.

  • Ruprecht Polenz, Politiker und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO), Münster

 

15:30 – 16:00 Uhr        Pause

16:00 – 17:30 Uhr        Panel 4: Rechte Feindbildmarkierungen und Konservatismus

Die Markierung von Feindbildern im Sinne von rechten Ideologien wie Rassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und Antifeminismus hat zur Folge, dass Hetze, Bedrohung und Gewalt für viele Menschen zum Alltag gehören. Täter*innen fühlen sich insbesondere dann legitimiert, wenn sie das Gefühl haben, als Vertreter*innen eines vermeintlichen Volkswillens zu handeln. Welche Rolle spielen dabei konservative Akteur*innen, besonders in Zeiten, in denen rechte Gewalt eskaliert und die extrem rechte AfD in mehreren ostdeutschen Bundesländern die Wahlumfragen anführt.

  • Katharina Warda, Autorin, Soziologin und Literaturwissenschaftlerin
  • Veronika Kracher, Autorin und Journalistin

 

Ausschlussklausel: Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.

 

Das Programm finden Sie hierpdf, 2 mb auch im PDF Format als Download.

Gefördert durch:

Thüringer Landesprogramm „Denk Bunt“, Bundesprogramm „Demokratie Leben“, Freistaat Thüringen, Thüringer Ministerium für Jugend, Bildung und Sport sowie dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend